Eine Coach-Kollegin hat eine ganz eigene Strategie der Selbst-Vermarktung entwickelt: Sie verschenkt jedes Jahr selbstgemachtes Pesto an ihre Kunden. Sie macht dieses seit Jahren, es ist zu ihrer meditativen Praxis zum Jahresabschluss geworden. Mit den Jahren wurden die Pestos raffinierter, die Zubereitungsarten ausgefeilter, die Zutaten erlesener. Kurzum: ich bin neidisch, kein Pesto zu bekommen, weil ich kein Kunde bin. Nebenbei: sie differenziert die Sorte und Menge des Pestos nach Kundenkontakt. Ein „einfacher“ Coachee bekommt etwas Anderes als die Kontaktperson in der Personalabteilung eines Unternehmens. Es geht also neben Wert-Schätzung auch um Wert-Schöpfung.
Jetzt erzählte sie davon, dass sie überlege auszuwandern – in ein Land in dem es wärmer ist. Sofort kam mir die Idee: Gehe für 2 Monate hin und spüre, wie das ist. Kläre, ob Du im fremdsprachlichen Umfeld genug Aufträge bekommen kannst um Dein Auskommen zu sichern. Soweit, so praktisch und so banal.
zusätzlich:
Zerstöre Deine liebgewonnenen Gewohnheiten. Verschicke Briefe mit den Pesto-Rezepten der letzten Jahre, angereichtert durch Fotos von der Produktion. Erläutere Deinen Kunden, warum es zwar schön ist, für sie in der Küche zu stehen, dass jetzt aber etwas Anderes wichtig für Dein Leben ist, für den weiteren Aufbau Deiner Kompetenz. Binde sie ein, so wie Du bisher einen sehr persönlichen Kontakt zu Ihnen aufgebaut und gehalten hast (sie fährt mit mehreren Kartons Pesto durch das Land und besucht ihre Kunden vor Ort, nimmt dabei immer mal wieder den nächsten Auftrag mit nach Hause – das Pesto muss also SEHR GUT sein…).
Ich habe sträflich den Vorsatz vernachlässigt, KEINE Tipps und Ratschläge zu geben. Wo war das zirkuläre Fragen? Wo kippte die freundliche Unterhaltung ins „coacheske“? Der Moment, in dem wir gemeinsam erlebten wie „Zerstöre Deine Gewohnheiten“ etwas positives, lebenskräftiges entstehen ließ, war bedeutsam und schön!
Steve de Shazer sagte, wenn es im Leben seiner Klienten nicht gut funktionierte: mache etwas Anderes. Ich sage: Wenn Du liebgewonnene Gewohnheiten entdeckst, die schon recht lange „funktionieren“ – zerstöre sie und mache etwas Anderes!